Säulenkakteen bedürfen meist einer beträchtlichen Größe, bevor sie blühfähig sind. Schneidet man aber das Kopfstück eines blühfähigen Säulenkaktus ab und bewurzelt dies als Steckling neu, so behält es seine Blühfähigkeit und blüht folglich als viel kleinere Pflanze. Ursache ist das im Steckling befindliche Blühhormon. Bei anderen Pflanzen konnte man durch Pfropfen das Blühhormon auf nicht blühfähige Pflanzen übertragen und sie so zum blühen bringen. Neben Größe und Alter ist auch die Ernährung der Kakteen von großer Bedeutung. Bei einer zu stickstoffreichen ernährten, mastigen Pflanze wird das vegetative Wachstum auf Kosten der Blühwilligkeit gefördert. Daher ist eine ausgewogene, stickstoffarme, an Phosphor und Kalium reiche Düngung vorzuziehen. Sehr wesentlich für die Blütenbildung der Kakteen ist die strikte Einhaltung der Ruhezeit. Hier wird der Blütenansatz vorgebildet. Untersuchungen von W. Rünger ergaben, dass Notocactus concinnus, Notocactus scopa, Mammillaria zeilmanniana, Mammillaria bocasana, Mammillaria longicoma, Rebutia marsoneri, Rebutia krainziana, Rebutia minuscula, Rebutia violaciflora, Gymnocalycium baldianum und Echinopsis aurea für die Blütenbildung eine Ruheperiode von 40 bis 70 Tage, bei einer Temperatur von etwa 10 °C, besonders förderlich ist. Mit zunehmender Dauer der Kühlperiode nimmt die Anzahl der gebildeten Blüten zu. Hohe Lichtintensität während, vor allem aber nach der Kühlperiode verstärkt die Wirkung, es werden mehr Blüten gebildet. Die Tageslänge hat bei Temperaturen bis 10 °C meist keinen Einfluss auf die Blütenbildung. Bei wärmeren Temperaturen werden bei Kurztagsbelichtung mehr Blüten gebildet, als bei Langtagsbelichtung. Bei Rhipsalidopsis gaertneri, dem Osterkaktus, einem Vertreter der epiphytischen Kakteen, ist die Blütenbildung von Temperatur und Tageslänge abhängig. Optimal ist eine Kühlperiode von 50 Tagen bei 10-15 °C und Kurztagsbelichtung. Auch epiphytische Kakteen, zum Beispiel Rhipsalis, die das ganze Jahr in einem gleichmäßig warmen und feuchten Gewächshaus stehen, blühen meist nicht regellos, sondern erst, wenn die Tage bei uns kürzer werden. Dem erfahrenen Kakteenfreund wird die genannte Temperatur von 10 °C für einen optimalen Blütenansatz zum Beispiel von Rebutien relativ hoch erscheinen. In ihrer Heimat sind diese Kakteen jedoch nicht einer gleichmäßigen Temperatur ausgesetzt, wie sie bei der Untersuchung wohl wegen der Überschaubarkeit der Versuchsanordnung unumgänglich war, sondern sie unterliegen starken Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht. Dem entspricht es, dass sich erfahrungsgemäß in unseren Sammlungen ein hervorragender Blütenansatz ergibt, wenn diese Kakteen in der Ruhezeit bei Temperaturen stehen, die im Bereich zwischen -3 °C und + 12 °C schwanken. Neben den Einflüssen von Licht und Temperatur ist es für den Blütenansatz der Kakteen auch wichtig, dass die Pflanzen während der Ruhezeit trockener oder sogar völlig trocken gehalten werden. Viele Kakteenfreunde sind davon überzeugt, dass man bei blühfaulen Kakteen den Blütenansatz dadurch erzwingen kann, dass man die Pflanzen bis weit ins Frühjahr hinein konsequent trocken hält. Bei zu vorzeitigem reichlichen Gießen können sich die bereits vor gebildeten Blühansätze zurückbilden oder in Sprosse umwandeln. Man sollte daher grundsätzlich im Frühjahr die Blühfähigen Kakteen erst gießen, wenn die Blütenknospen deutlich sichtbar sind. Schließlich gibt es auch bei den Kakteen Pflanzen, die vom Erbgut her gesehen leicht und reich blühen, und solche, die schwer und spärlich blühen. Dagegen gelten etwa Mammillaria dixanthocentron, Mammillaria geminispina, Mammillaria plumosa, Mammillaria viperiana oder Mammillaria yaquensis als schwer blühend. Dabei mag es mit eine Rolle zu spielen, dass wir für manche in ihrer Heimat unter extremen Bedingungen wachsende Pflanzen noch nicht die richtigen Kulturbedingungen gefunden haben. Aber auch innerhalb der einzelnen Arten gibt es erbgutmäßig bedingte Unterschiede in der Blühwilligkeit. Bei einer größeren Aussaat von Samen der gleichen Art sollte der Kakteenfreund daher nicht nur die Sämlinge für sich behalten, die besonders zügig wachsen, sondern auch auf die Sämlinge achten, die schon im jungen Alter Blüten ansetzen. |