Erhalten unsere Pflanzen die benötigte Pflege- und Standortbedingungen, wird man sehr lange Freude an Ihnen haben. Wir so oft, gibt es neben tierischen Schädlingen auch andere schädigende Organismen, die unsere Pflanzen zu Leibe rücken können. Selbst erfahrene Kakteenfreunde bleiben von pilzlichen Infektionen und damit einher gehender Fäulnis von Pflanzen kaum verschont. Die Ausprägung des Schadbildes hat in dem Zusammenhang viele Facetten. Die meisten Verluste infolge von Pilzinfektionen basieren auf Botrytis oder Fusarium Infektionen. Die Übertragung erfolgt bei geschwächten Pflanzen meist über das Substrat oder über die Luft. Ein längeres feuchtes Milieu begünstigt hierbei die Vermehrung und Verbreitung.
Ab etwa Anfang September, mit immer kürzer werdender Tageslänge und Tageswärme, wird die Wasseraufnahmefähigkeit unserer Pflanzen rasch reduziert. Auch die umgebene Luftfeuchtigkeit ist nicht mehr so niedrig – auch zeitlich, wie in den Monaten zuvor. Es dauert wesentlich länger, bis der Morgentau und die Nebelfeuchte auch an sonnigen Tagen verdunstet. In den Abendstunden setzt die Erhöhung der Luftfeuchte immer früher ein. Hier kann im Zusammenhang mit einer gut gemeinten kräftigen Wassergabe schon ein Ausgangspunkt für einen späteren Verlust der Pflanze gelegt werden. Die genannten Pilzschädlinge dringen dann meist über die Wurzeln, im längere Zeit viel zu feuchten Substrat oder über abgeblühte und noch recht frische Blütenreste in die Pflanze ein.
Echinocereeen beispielsweise, befreie ich recht schnell wieder von den Blütenresten. Möglichst noch in den Sommermonaten, wenn es noch lange trocken und warm ist. Die abgeblühten Bestandteile sind meist ein Vermehrungs- und Einfallsherd für Pilzschädigungen. Da noch nicht abgeworfene Blütenreste sehr lange verzweigt mit dem Leitbündel der Pflanze verbunden sind, kann eine erfolgreiche Pilzinfektion dann sehr schnell gehen. In dem Zusammenhang ist besondere Vorsicht beim Gießen dieser Pflanzen geboten. Die Pflanzenkörper dann mit dem Gießwasser zu übergießen wäre in dem Zusammenhang ein Risiko. Sowohl mit noch anhaftenden bzw. der noch nicht verschlossenen Wundstelle entfernter Blütenreste. Die Pflanzen sind zwar in der Lage eindringende Infektion auch zu isolieren und abzukapseln – sichtbar an einer kreisförmigen braunen Stelle um den ehemaligen Blütenansatz – jedoch weiß man vorher nie genau, wann so eine pflanzeneigene Abwehr erfolgreich ist. Häufig gewinnt auch der pilzliche Schadorganismus.
Besonders gefährdet sind auch die üblichen Spätblüher in unseren Sammlungen. Die Gattung Ariocarpus oder auch die Art Mammillaria hernadezii, die erst im Spätsommer bzw. im Herbst ihre Blütenpracht zeigen. Meist reichen die Tageslänge und die Umgebungswärme nicht mehr aus, dass die verblühten Ansätze eintrocknen. Angesetzte Knospen bleiben dann auch häufig im Wachstum stecken.
Nach einigen schmerzlichen Verlusten habe ich mir mittlerweile angewöhnt, diese Spätblüher unter Kunstlicht, bei etwa sommerlichen 25 °C zu stellen. Die Pflanzen kommen dann erst in die kühle Überwinterung, wenn die Blütenreste sichtbar eingezogen und trocken sind. Wer kein Kunstlicht zur Verfügung hat, kann die Pflanzen auch in die wärmere Wohnung nehmen und an einem sehr hellen Platz stellen. Gegossen wird nur noch sehr sparsam oder eher gar nicht mehr. Die wärmere Umgebung lässt noch vorhandene Restfeuchte im Substrat verdunsten und bietet in Bezug auf pilzliche Infektionen während der Ruhezeit ein geringeres Risiko. Wenn auch hier die Blütenreste trocken sind, kann die Pflanze wieder in die kühlere Überwinterung.
Leider schreitet ein Pilz- und Fäulnisbefall recht langsam fort und wenn man ihn erkennt, ist die betroffene Pflanze meist kaum noch zu retten. Entweder ist des Pflanzengewebe mittlerweile schon zerfallen, in eine flüssig bis gallertartige Masse (Botrytis) oder unter der Epidermis hat sich ein hohler brauner Bereich gebildet (Fusarium) der dann nach und nach die gesamte Pflanze befällt. Bei älteren Pflanzen, die bereits eine derbe Epidermis besitzen, ist ein Befall häufig nicht zu erkennen. In einer typischen Situation stellt man im Frühjahr verwundert fest, das sie nicht in den Austrieb kommen möchten. Betrachtet man eine auffällige Pflanze dann genauer und prüft mit einem leichten Druck die Festigkeit des Pflanzenkörpers, der dann auch sehr leicht nachgibt, lässt sich hier leider nichts Gutes erahnen.
In seltenen Fällen kann ein radikaler Schnitt, zumindest bei einem Fusarium Befall bis ins gesunde Gewebe, noch eine Pflanze vor der Entsorgung zu bewahren. Hierbei wird die Pflanze soweit zurückgeschnitten, bis die Leitbündel komplett frei von braun gezeichneten Stellen sind. Sauberkeit ist in dem Zusammenhang sehr wichtig. Die verwendeten Werkzeuge, insbesondere das Messer, müssen immer wieder mit sehr hochprozentigem Alkohol (z.B. Spiritus) gereinigt werden. Diesen abgeschnittenen Pflanzenteil kann man entweder auf eine andere Pflanze pfropfen oder versuchen ihn erneut bewurzeln zu lassen. Die Schnittstelle kann mit feinem Holzkohle- oder Aluminiumpulver versiegelt werden.
Grundsätzlich sollten befallene Pflanzen zunächst gesondert gestellt werden, wenn man einen Rettungsversuch unternehmen möchte. Pilzsporen können über die Luft auch leicht andere Pflanzen befallen. Nicht mehr zu rettende Pflanzen sind möglichst rasch zu entsorgen.